GotikEigentlich war das Wort „Gotik“ ein Schimpfwort für den Baustil des europäischen Nordens, geprägt von einem Schüler Michelangelos. Dieser stand zum Ende der Gotik Epoche für die neue Italienische Richtung, später als Renaissance bekannt. Er wollte den nordischen Baustiel durch seine Verunglimpfung in ein negatives Licht rücken.
Was er nicht wusste war, das der gotische Bau- und Möbelstil seinen Ursprung gar nicht im Norden Europas hatte, sondern im 12. Jahrhundert in Frankreich entstand, von wo aus er sich besonders in Nordeuropa verbreitete.
Heutzutage verbindet man mit dem Begriff Gotik und der entsprechenden Epoche eher die mächtige Geradlinigkeit damaliger Kathedralen, insbesondere ihrer Spitzbögen und der charakteristischen Rosettenfenster.
Und dieser Stil findet sich auch in den erhaltenen Möbeln dieser Zeit wieder. Auch die typischen Statuen der Kathedralen findet man an dem Mobiliar jener Zeit.
So sind die solide gebauten und meist aus Eiche gefertigten Truhen, Schränke und Sitzgelegenheiten oft mit Schnitzereien versehen, die Menschen- oder Tierköpfe zum Vorbild hatten.
Am Ende sollte der Schüler Michelangelos aber Recht behalten mit seinem Geschmack, denn die der Gotik folgende Epoche war die Renaissance.
Renaissance
Obwohl das Wort Renaissance französisch ist (deutsch Wiedergeburt), geht die Epoche von Italien aus.
Weswegen in dem Fall mit Wiedergeburt vor allem das Wiederaufleben der römischen Antike gemeint ist.
In Italien war die Truhe, der Vorläufer des Schranks, das wichtigste Möbelstück. Diese wurden zu Anfang der Renaissance mit Malereien und prunkvollen Schnitzereien verziert.
Der Stil wurde in Frankreich aufgegriffen. In Nussbaumschränken wurden zum Beispiel Säulen und Pilaster eingearbeitet.
Deutschland hielt vorerst am gotsichen Stil fest, es wurden aber die aus Italien bekannten Schnitzereien eingearbeitet.
Stühle der Renaissance hatten säulenartige Beine und hohe Stuhllehnen.
Viele Möbelstücke wurden aus Esche, Kastanie, Eiche oder Nussbaum gefertigt.
Das Barock löste die Renaissance schliesslich um 1600 ab.
Die Epoche des Barock hat in der Architektur in Frankreich und Italien ihren Ursprung und normalerweise folgt der Möbelbau der Architektur, was die Stilrichtung angeht.
Im Falle des Barocks griff der Trend allerdings eher von Flandern aus auf Europa über, denn dort richtete sich 1611 der damals populäre Maler Peter Paul Rubens sein Haus dementsprechend ein.
Da in Deutschland der 30 jährige Krieg wütete, setzte das Barock hier erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein.
Während die Fürstenhöfe Deutschlands sich nach dem Rokoko Vorbild Frankreichs einrichteten, waren die reicheren Familien und das Bürgertum hierzulande eher der niederländischen und flandrischen Möbelkunst zugetan, dem Barock also.
Barock
Typisch für den barocken Möbelstil sind üppige und prunkvolle Verzierungen.
Neu im Möbelbau waren gedrechselte Säulenbeine und Kugelfüße. Auch die damals noch sehr aufwändige und hochwertige Furniertechnik wurde in dieser Epoche erfunden. Anrichten wurden in dieser Zeit oft zu Buffets umgebaut. Es ging nicht mehr nur darum aufzubewahren, sondern auch um das Präsentieren.
Sowohl durch kulturelle, als auch durch Handelsbeziehungen hatte, besonders in England, auch asiatische Kunst Einfluss auf die Barock Epoche.
Eingeleitet wurde die Ablösung der barocken Epoche durch das verspieltere Rokoko. Endgültig abgelöst wurde das Barock durch den Klassizismus und dessen erste Strömung Louis Seize.
Rokoko
In der Achitektur und der Malerei auch als Spätbarock bezeichnet, war Rokoko eine Weiterentwicklung des Barock.
Beim Möbelbau ist Rokoko allerdings ganz klar als eigene Epoche zu sehen.
Nach den für damalige Verhältnisse eher strengen Formen des Barock, geprägt vom 30 jährigen Krieg, war mehr Feinsinn gefragt, und so wurde der Möbelbau verspielter.
Eine geschwungene, höfische Eleganz hielt Einzug, die alle Geradlinigkeit auflöste. Die Möbel des Rokoko sind verspielter, zarter und mit mehr Ornamenten versehen, als die des Barock. In dem fast als feminin zu bezeichnenden Stil wurde viel Seide verwendet und das Holz wurde oft versilbert oder vergoldet.
Die Stilrichtung wurde in England unter dem Namen Chippendale bekannt. Sowohl in England als auch in einigen europäischen Ländern fiel die Gestaltung der Möbel um einiges schlichter aus als z.B. in Frankreich.
Den Übergang vom Rokoko zum Klassizismus bildete, zumindest in Frankreich, die Epoche Louis Seize. Endgültig abgelöst wurden sowohl Barock als auch Rokoko durch den Klassizismus.
Louis Seize
Benannt nach dem französischen König Louis XVI bildete die Epoche Louis Seize den Übergang vom Barock/Rokoko zum Klassizismus.
Die abstrakt Barocken Formen wurden hier durch mehr Geradlinigkeit abgelöst, waren jedoch weniger streng und reduziert als im folgenden Klassizismus.
Im Möbelbau der Louis Seize Epoche fanden sich oft Verzierungen aus dem Pflanzen- oder Tierbereich. Abstrakte Gestaltungen werden durch naturalistische Formen wie Girlanden und Bänder, klassizistische Ornamente und Attribute der Künste und Wissenschaften ersetzt.
Schränke und Sekretäre sind meist rechteckig mit angeschrägten Ecken gestaltet.
Die Beine der Möbel sind nicht mehr geschwungen, sondern gerade, mit rundem Querschnitt.
In Deutschland entspricht dem Louis Seize Stil in etwa der Zopfstil, in Österreich der Josephinismus, in England und den USA der Late Georgian bzw. Adam Style und bei Möbeln Hepplewhite, in Schweden der Gustavianische Stil.
Ein ganz eigener Möbeltyp ist der Louis Seize Stuhl. Typisch für diese Sitzgelegenheit ist die Auskehlung an den Stuhlbeinen. Man spricht hier von kannelierten Stuhlbeinen.
Klassizismus
Die Epoche des Klassizismus war, wie viele ablösende Epochen, eine Gegenbewegung, denn Barock galt als verschwenderisch, Rokoko sogar als trivial.
Hinzu kam, dass archäologischen Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum eine Begeisterung für die Formen der Antike auslösten, was sich auf die Architektur und den Möbelbau auswirkte.
Mit dem Klassizismus hielt folgerichtig ein geradlinigerer, zweckmäßigerer Stil Einzug in die Tischlereien und Wohnzimmer der Zeit.
Die Epoche wird in drei Stilrichtungen unterteilt.
Die erste ist der Zopfstil oder auch Louis Seize Stil, den wir bereits im vorangegagnenen Artikel behandelt haben, da er sowohl Übergang als auch Teil des Klassizismus darstellt.
Die zweite wichtige Strömung innerhalb dieser Epoche ist das Empire, die dritte Biedermeier. Beiden haben wir, aufgrund ihrer Verschiedenheit und Wichtigkeit, eigene Artikel gewidmet.
In England ist der Klassizismus mit dem Regency Stil (1810-1830) zu vergleichen.
Von Frankreich aus ging der erwähnte Louis Seize Stil (1774-1792), später die Epoche Empire (1790-1830).
In Deutschland setzte sich ab 1815 bis 1848 der Biedermeier Stil durch.
Gründerzeit
Eigentlich ist die Gründerzeit weder als architektonische noch als künstlerische Epoche zu sehen, denn lediglich im Möbelbau findet das Wort „Gründerzeit“ als Umschreibung für eine Epoche Verwendung, wobei es sich hierbei um eine deutsche Strömung innerhalb des Historismus handelt.
Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges im Jahr 1870 wurde 1871 das deutsche Kaiserreich gegründet. Es folgten hierzulande Jahre des wirtschaftlichen Aufschwungs, es begann also eine „Gründerzeit„.
So war der Einrichtungsstil denn auch auffälliger; man wollte wirtschaftlich Erreichtes schließlich auch präsentieren.
Dieser Trend stark verzierter Möbel, die bewußt ohne jeden optischen Ruhepunkt hergestellt wurden, zog sich durch alle sozialen Schichten der deutschen Bevölkerung.
Auch der Unterschied zwischen bürgerlicher und ländlicher Einrichtung war durch diese Vereinheitlichung nicht mehr gegeben.
Typisch für die Gründerzeit sind die gedrechselten Beine, Pilaster, Zierknäufe, bekrönende Aufsätze, Profilierungen und viele andere, vor allem der Renaissance entnommende Stilelemente.
Abgelöst wurde die Gründerzeit und damit auch der Historismus endgültig durch die Epoche des Jugenstils.
Jugendstil
Wegbereiter war der britische Werkkünstler William Morris, der der Meinung war, dass die im Historismus aufgekommene industrielle Fertigung im Kunstgewerbe völlig fehl am Platze war.
Aus dieser Idee entstand die Arts & Crafts Bewegung, die überall in Europa schnell Anhänger fand.
Es galt das als gut, was nach alter Handwerkstradition gefertigt wurde. Kunsthistorisch gesehen waren mit dem Jugenstil neue Formen und Ausdrucksweisen gefunden worden, nach einer Epoche, der aus Sicht der damaligen Künstler die eigene Identität fehlte.
1896 wurde in München die künstlerische Wochenzeitschrift „Jugend“ zum ersten Mal herausgegeben. Ein deutscher Name für die Stilrichtung, die hierzulande vorher als „Yachting Style“ oder „Art Noveau“ bezeichnet wurde, war gefunden.
Als Grundlage bediente sich der Jugendstil in erster Linie in der Flora. So wurden häufig großzügig geschnitzte Pflanzengebilde dekorativ in Szene gesetzt.
Als Material wurde viel farbiges Glas eingesetzt. Auch Harthölzer kamen zum Einsatz und es wurden viele neue Lacke und Farben produziert und verarbeitet.
Das Ende des Jugenstils in Deutschland wurde 1906 durch starke Veränderungen des Stils eingeleitet. In dem Jahr fand die 3. deutsche Kunstgewerbeausstellung statt, der 1907 die Gründung des deutschen Werkbundes folgte.
Sachlichkeit, Schlichtheit und Gediegenheit waren die neuen Leitbilder, die die floralen Verzierungen des Jugenstils ablösten und stilistisch zur Art Deco überleiteten.
Durch diesen Übergang und durch die Wirren des 1914 ausgebrochenen ersten Weltkrieges lässt sich kein genaues Enddatum des Jugendstils und seiner europäischen Pendants ermitteln.
Vieles fand sich in der Art Deco, der nachfolgenden Stil Epoche dann auch wieder.
Art Déco
Art Deco wurde nach der Ausstellung „Exposition Internationale des Arts Décoratifs“ benannt, die 1925 in Paris stattfand.
Der erste Weltkrieg war vorbei und in Paris, Zentrum dieser künstlerischen Epoche, arbeiteten Künstler eng mit der Industrie für Inneneinrichtung zusammen.
Ein eindeutiges Stilmerkmal oder auch eine dazugehörige Anschauung gab es in dieser Stilepoche nicht.
Ziel war es vielmehr die Sinnlichkeit des Themas mit der Eleganz einer Form und dem Wert eines Materials in küstlerischen Einklang zu bringen.
Der Jugendstil in seinem zweiten, ebenfalls von klaren Formen dominierten Abschnitt, hatte viele Momente des Art Deco bereits vorgelebt und auch die Arts & Crafts Bewegung, die Art Deco maßgeblich mit beeinflusste und die für Handwerk von größter Qualität und Güte stand, hatte ihren Ursprung im Jugendstil.
Florale Ornamente verschwanden komplett. Wenn mit Mustern gearbeitet wurde (beliebt waren Sonnenstrahlen oder Zick Zack Linien) wurde stark stilisiert. Der Zweck bestimmte das Gefühl für die Form.
Ein Gebäude, das wie kein zweites für den Art Deco Stil steht, ist das 1930 erbaute Chrysler Bulding in New York.
Als Endpunkt des Art Deco wird oft der Ausbruch des zweiten Weltkriegs genannt. Für Deutschland sicherlich richtig, aber gerade in den USA (Vor allem in New York und Hollywood) überdauerten viele Elemente dieses Stils bis in die fünfziger Jahre und beeinflusste maßgeblich das Design von Autos und Motorrädern.
Und auch im modernen Design unserer Zeit finden sich viele Elemente des Art Deco Stils wieder.
Mit der Epoche Art Deco sind wir am Ende unserer Zeitreise der Antiquitäten angekommen. Vielleicht konnte Sie die eine oder andere Epoche ja begeistern und Sie wollen jetzt mehr wissen.
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