Es gibt Kommoden, die ich gerne „alte Schätze“ nenne. Es genügt ein Blick auf einem verstaubten Dachboden zwischen der Kommode und mir und die Liebe ist entfacht. Dabei ist es mir nicht wichtig, welche Schäden das gute Stück hat oder wie viel Arbeit noch in ihm steckt bis es wieder erstrahlt. In diesem Moment ist es die Verliebtheit, die entscheidet die Kommode von dem Dachboden zu retten und ihr ein neues Gesicht zu geben. Natürlich ist es auch der Blick einer Liebhaberin, die in dem unfertigen Stück verlebter Kommode den fertigen Waschtisch sieht. Mit viel Fantasie und Vorstellungskraft steht er bereits in in seiner vollen Pracht und mit weißem Waschbecken und nostalgischer Armatur in einem schönen Badezimmer vor meinem geistigen Auge. Mit diesen Gedanken und meinem schnell pochenden Herzen bringe ich sie voller Freude in die Werkstatt der Wasserheimat…
In der Werkstatt in Halstenbek angekommen, wird sie vorsichtig auf die antike Werkbank getragen und mit viel Ruhe und Geduld im Detail in Augenschein genommen. Papier und Stift liegen bereit, um zu notieren, was getan werden muss. Ein Furnierschaden am Seitenteil, der Fuß vorne links ist locker, der Korpus innen ist mit altem Lack versehen, beide vorderen Füße haben unschöne Farbreste, das Furnier am Korpus ist locker, der Fuß hinten links muss erneuert werden… Die Liste scheint nicht enden zu wollen. Nachdem alles erfasst ist, gibt es erstmal einen Tee und Kekse und dann geht es an die Arbeit. In mühevoller Arbeit wird die Farbe an den Innenseiten, dem Regalbrett und der Außenseite des Korpus mit verschiedenen Schleifmitteln und Geräten beseitigt. Der Furnierschaden braucht meine besondere Zuwendung, denn das passende Furnier muss ausgesucht werden. Es muss nicht nur von derselben Holzart, sondern auch von der Maserung passend zum vorhandenen Furnier sein. Als geduldiger Mensch mit einem guten Auge ist das schnell und sicher erledigt. Nun kommt der Knochenleim und andere Hilfsmittel zum Einsatz, um den Schaden zu reparieren und für das Auge unsichtbar zu machen.
So vergehen Tag um Tag und aus der verstaubten Kommode wird der wundervolle Waschtisch „Sunshine of my life“.
An solchen Tagen bin ich besonders glücklich und genieße das Geschaffene.
Herzliche Grüße,
Ihre
Esther Judith Rech
Schreibe einen Kommentar